Zu dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei gegen Demonstrant*innen, bei dem am 28. August bei einer Kundegebung in Jakarta ein Mensch getötet und etwa 600 festgenommen wurden, erklärte Usman Hamid, Geschäftsführer von Amnesty International Indonesien:
„(..) Der tragische Vorfall (..) zeigt, dass die Polizei nichts aus früheren Fällen unnötiger und übermäßiger Gewaltanwendung gelernt hat. Dazu gehört auch ein Vorfall im Jahr 2022, als sie in einem Fußballstadion unangemessen Tränengas einsetzte und damit eine Massenpanik auslöste, bei der 135 Menschen ums Leben kamen. Wir fordern die Behörden auf, eine rasche, gründliche und unabhängige Untersuchung der Niederschlagung der Proteste am Donnerstag durchzuführen (..)
Polizeigewalt Untersuchen
Straflosigkeit beenden
AMNESTY INTERNATIONAL INDONESIA 29 August 2025
Indonesien
Die Behörden müssen den Tod eines Motorradtaxifahrers durch die Polizei während Protesten in Jakarta untersuchen
Als Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen Demonstrant*innen, bei dem am 28. August bei einer Kundegebung in Jakarta ein Mensch getötet und etwa 600 festgenommen wurden, erklärte Usman Hamid, Geschäftsführer von Amnesty International Indonesien:
„Wir sprechen der Familie des Opfers unser tiefstes Beileid aus. Niemand sollte sein Leben verlieren, weil er sein Recht auf Protest ausübt.“ Die indonesische Polizei ist zum wiederholten Mal gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen – sie hat Demonstranten geschlagen, unnötigerweise und übermäßig Tränengas eingesetzt, unrechtmäßig Wasserwerfer eingesetzt und rücksichtslos ein gepanzertes Fahrzeug in eine Menschenmenge gefahren, so dass ein Online-Motorradtaxifahrer tödlich verletzt wurde. Dieser Todesfall darf nicht ungesühnt bleiben.
„Der tragische Vorfall (..) zeigt, dass die Polizei nichts aus früheren Fällen unnötiger und übermäßiger Gewaltanwendung gelernt hat. Dazu gehört auch ein Vorfall im Jahr 2022, als sie in einem Fußballstadion unangemessen Tränengas einsetzte und damit eine Massenpanik auslöste, bei der 135 Menschen ums Leben kamen.
Wir fordern die Behörden auf, eine rasche, gründliche und unabhängige Untersuchung der Niederschlagung der Proteste am Donnerstag durchzuführen, einschließlich der Tötung des 21-jährigen Motorradtaxifahrers, und sicherzustellen, dass alle Täter, einschließlich derjenigen auf Befehlsebene, sich einem fairen öffentlichen Verfahren stellen müssen und nicht nur mit internen oder administrativen Sanktionen rechnen müssen. Andernfalls wird die Straflosigkeit fortbestehen und solche Gewalt weiter zugelassen werden.
Wir fordern die Polizei außerdem auf, ihre Richtlinien zum Einsatz von Gewalt, insbesondere zum Einsatz von Tränengas und anderen weniger tödlichen Waffen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sich diese herzzerreißende Tragödie nie wieder ereignet. Der Präsident muss außerdem Verantwortung dafür übernehmen, den unrechtmäßigen und übermäßigen Einsatz von Gewalt durch die Polizei im Rahmen umfassenderer Bemühungen zur Reform der Polizeibehörde zu beenden.
„Indonesien sollte sicherstellen, dass die Polizei das Recht auf friedliche Versammlung und freie Meinungsäußerung achtet und schützt. Die Behörden müssen alle Personen, die allein wegen der Ausübung ihrer Rechte inhaftiert wurden, unverzüglich und bedingungslos freilassen.“
Hintergrund
Ein Motorradtaxifahrer wurde getötet und mindestens 600 Menschen festgenommen, nachdem die Polizei am 28. August Demonstrant*innen vor dem indonesischen Parlament in Jakarta gewaltsam auseinandergetrieben hatte. Die Demonstrant*innen hatten gegen niedrige Löhne, Steuererhöhungen und die üppigen Bezüge der Abgeordneten protestiert.
Als sich die Proteste bis in die Nacht hinzogen, setzte die Polizei unnötig übermäßig Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Menge zu zerstreuen. Die Beamten drangen weiter in Wohngebiete vor und feuerten wiederholt Tränengas ab.
Im Internet kursierende Amateurvideos zeigen ein gepanzertes Einsatzfahrzeug der Mobilen Brigade (Brimob) der Nationalpolizei, das mit hoher Geschwindigkeit durch die flüchtende Menschenmenge raste. Das Fahrzeug erfasste einen Motorradtaxifahrer, der versuchte zu fliehen, überfuhr ihn und entfernte sich vom Unfallort. Anwohner*innen brachten das Opfer in ein Krankenhaus, wo es jedoch später verstarb. Sein Berufsverband bestätigte, dass er nicht an der Demonstration teilgenommen hatte. Berichten zufolge war er zum Zeitpunkt des Vorfalls damit beschäftigt, Lebensmittel an Kunden auszuliefern. Der Vorfall entfachte erneut die Wut der Menschenmenge, die das Fahrzeug umzingelte und attackierte.
Später in der Nacht versammelten sich Motorradtaxifahrer*innen vor dem Hauptquartier der Brimob in Kwitang, Zentral-Jakarta, um zu protestieren. Militärangehörige wurden eingesetzt, um die Lage zu beruhigen. Der Chef der Nationalpolizei traf sich mit der Familie des Opfers, entschuldigte sich und gab bekannt, dass die sieben Insassen des Fahrzeugs bis zum Abschluss der Ermittlungen festgenommen worden seien.
Die Tötung hat jedoch die öffentliche Empörung inmitten einer Woche voller Proteste in mehreren indonesischen Städten, darunter Pontianak, Medan und Makassar, noch verstärkt. Student*innen, Arbeiter*nnen und Gemeindegruppen haben die starken Erhöhungen der Grund- und Gebäudesteuern, die großzügigen Parlamentszulagen und die von Präsident Prabowo Subianto verhängten Sparmaßnahmen, darunter Kürzungen im Bildungs-, Gesundheits- und öffentlichen Bauwesen, angeprangert.
Indonesische Studierendengruppen protestierten am 29. August erneut vor dem Polizeipräsidium in Jakarta. Amnesty International Indonesien warnte vor einer Eskalation der Repressionen, da die Polizei wiederholt mit Gewalt, Massenverhaftungen und übermäßigem Einsatz von Tränengas reagiert habe.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: press@amnesty.org und Haeril.Halim@amnesty.id